kammeroper in einem prolog und einem akt von peter maxwell davies
Eine wahre Begebenheit liegt der Handlung der Kammeroper von Peter Maxwell Davies zugrunde: Nachdem die Besatzung des Leuchtturms auf einer abgelegenen Insel im Nordwesten von Schottland nicht mehr aufzufinden ist, versucht das Gericht, das Geheimnis ihres Verschwindens aufzuklären. Diese beklemmende Geschichte wird über die kurze Zeitspanne von knapp eineinhalb Stunden auf der Bühne rekonstruiert. Da die historische Wahrheit tatsächlich nie ergründet werden konnte, begibt sich der Komponist auf eine mystische Reise in das menschliche Unterbewusstsein und malt die letzten Stunden aus dem Leben dreier verschwundener Leuchtturmwärter enigmatisch in Musik aus. Abgründe der menschlichen Seele finden ihren musikalischen Ausdruck in den Klängen nordischer Meeresstürme und -fluten, während die Gespenster verdrängter Vergangenheit durch englische Volksmelodien zum Vorschein kommen. Als Auftragskomposition des Edinburgh Festival 1980 stellt »The Lighthouse« als Kammerspiel für drei Sänger und zwölf Instrumentalist*innen eine meisterhafte Fortsetzung der Tradition der Gespensteroper »The Turn of the Screw« von Benjamin Britten dar.
fotografie (c) christian kleiner
kammeroper in einem prolog und einem akt von peter maxwell | libretto des komponisten davies | in englischer sprache mit deutschen übertiteln | mannheimer erstaufführung
premiere am 23. April 2023 nationaltheater mannheim, alte schildkrötfabrik
erster offizier / sandy: christopher diffey zweiter offizier / blazes: tomothy connor dritter offizier / arthur /voice of the cards: bartosz urbanowicz
orchester des nationaltheater mannheim
die mannheimer produktion ist atemberaubend gut. sie ist eine kongeniale umsetzung des meisterwerks und lässt die hypnotische kraft der oper wirkmächtig werden. (…) in dieser kammeroper ist man abstandslos der körperlichkeit dieser akustischen reise in das herz der finsternis ausgesetzt.
bernd künzing, SWR2
eine unter die haut gehende szene der beeindruckenden personenführung von rahel thiel bleibt in erinnerung, wenn die männer beim nachstellen der geschichte die imaginären ratten mit ihren gürteln erschlagen und von ekel und grausen gepackt werden.
uschi reifenberg, ioco
rahel thiels regie zeigt sich den unwägbarkeiten des kruden plots unbedingt gewachsen. da wird nicht herumfantasiert, werden keine nebenhandlungen erfunden oder gewissheiten transportiert, die ununterscheidbarkeit von realität und schein bleibt so unauflösbar, wie sie ist.«
die rheinpfalz
regisseurin thiel sagt im interview: „ich bin überzeugt davon, dass das stück völlig langweilig wäre, wenn wir wüssten, was passiert ist.“ (…) thiels team gelingt hier viel. in der ersatzspielstätte konzentriert es sich mit drei tischen, hockern und einigen leuchtstoffröhren aufs wesentliche. die männer sitzen in wasserfesten overalls an tischen und schreiben mit kreide. immer wieder scheinen es vergebliche morsesignale zu sein. nebel wabert über den boden und lässt auch die sinne schweben.